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Der Viergötterglaube

Der Viergötterglaube ist heutzutage die wichtigste Religion im sabessisch-belidischen Kulturkreis. Er existiert in zwei untereinander verfeindeten Spielformen , der sogenannten Altgläubigkeit und der Kirchengläubigkeit. Der folgende Artikel stellt zuerst die Gemeinsamkeiten vor, bevor auf die Unterschiede eingegangen wird.

Die vier Götter

Der Viergötterglaube ist keine monotheistische Religion, unterscheidet sich aber auch von üblichen polytheistischen Religionen (wie z.B. dem sabessischen Pantheon. Den vier Göttern sind nämlich keine klar abgegrenzten Aufgabenbereiche zugewiesen, statt dessen wird jeder Aspekt des Lebens in vier Unterbereiche aufgeteilt und diese dann auf die vier Götter verteilt. Die folgende Tabelle versucht dieses Prinzip zu verdeutlichen, ohne dabei einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Außerdem sind die Namen der vier in den wichtigsten Sprachen aufgeführt, sowie die Attribute, an denen die Götter in der bildlichen Darstellung erkannt werden können.

Namen in verschiedenen Sprachen

Thalwesc/Naskyrik

Bera, Vabera

Anevas

Tajed

Anir, Anekir

Sabema

Vafero

Anva

Taldo

Anecro

Belida

Fero

Envo

Talido

Incro

Attribute

Haarfarbe

rot

blond

braun

weiß

Augenfarbe

grün

blau

braun

grau

Gewandfarbe

grün

blau

rot

weiß

Musikinstrument

Flöte

Fiedel

Dudelsack

keines (Gesang)

sonst. Attribute

Blumen

Getreide, Klee

Früchte, Obst, Jagdhund

Wolf, Schnee

Zuständigkeiten

Himmelsrichtung

Osten

Süden

Westen

Norden

Jahreszeit

Frühling

Sommer

Herbst

Winter

Tageszeit

Morgen

Mittag

Abend

Nacht

Lebensalter

Kindheit (0-15)

Jugend (15-30)

Erwachsene (30-45)

Alter (ab 45)

sonstiges

Fruchtbarkeit, Liebe

Handel, Reisen, Leben

Ernte, Jagd, Fischfang

Krieg, Tod

Altgläubigkeit

Der Viergötterglaube stammt ursprünglich aus dem Nordwesten Apaconors, aus den Gebieten der Thalwesc? und Naskyrik?, wobei heutzutage nicht mehr festzustellen ist, bei welchem der beiden Völker diese Religion zuerst aufkam. Bis heute werden dort die alten Bräuche gepflegt wie schon seit vielen Jahrhunderten. Die Altgläubigkeit betreibt keine aktive Missionierung, dennoch hat sie in der letzten Zeit einige neue Anhänger, insbesondere in Perhenien? und Nordbelida? hinzugewonnen. Auch wenn sich die Altgläubigen als eine Gruppe verstehen (insbesondere gegenüber der Kirchengläubigkeit), gibt es viele verschiedene Strömungen und insbesondere starke Unterschiede in der Ausübung zwischen den Thalwesc und den Naskyrik.

Neben den vier männlichen Göttern wird in der Altgläubigkeit eine weitere - weibliche - Gottheit verehrt, die keinen Namen hat, sondern immer nur als "die Mutter" bezeichnet wird. Die vier Götter gelten als ihre Söhne, die sie allein und ohne einen Vater geboren hat. Die Mutter ist schwerer zu begreifen als ihre Söhne, und ihre Lehren sind sehr stark von religionsphilosophischen Ansätzen durchdrungen, so daß sie auch den Eingeweihten oft unbegreiflich erscheinen. Wo den Söhnen je eine Himmelsrichtung zugeordnet ist, herrscht die Mutter über die Mitte. Während die Söhne den Tag und das Jahr unter sich aufteilen, heißt es, die Zeit der Mutter sei "das Gestern, das Heute und das Morgen". Im Alltagsleben der Menschen ist sie deswegen von geringerer Bedeutung als ihre Söhne, hat weniger Priester und auch weniger Feste, die ihr geweiht sind. Allerdings gilt sie als Schutzherrin der Frauen und der Wahrsager und Seher. Nur selten findet man eine bildliche Darstellung von ihr. Besondere Attribute sind dabei nicht vorgesehen und auch nicht nötig, da es außer ihr keine weibliche Gottheit gibt.

Kirchengläubigkeit

Im Jahr 672 auc brachte Asdis aus der bedeutenden Sippe der Restager den Viergötterglauben nach Sabema?. Sein Vater war der berühmte Feldherr Ala, seine Mutter dagegen eine Prinzessin der Thalwesc. Über sie war er in Kontakt mit dem Viergötterglauben gekommen. Er ließ sich bei den Thalwesc zum Priester weihen und setzte alles daran, diesen Glauben auch seinem eigenen Volk zugänglich zu machen. Dabei aber übernahm er nicht alles, so wie er es vorfand, sondern änderte und vereinfachte Dinge, wie es ihm richtig erschien. Sein erklärtes Ziel war es, dem einfachen Volk einen Leitfaden zum rechten Leben an die Hand zu geben (etwas, was das sabessische Pantheon nicht bietet). Dem Volk sollte es leichtfallen zu glauben.

Asidis' wichtigste Änderung betraf die Muttergöttin - er strich sie vollkommen aus den allgemeinen Lehren, da er sie für das einfache Volk für zu schwer verständlich fand. Nur in der Vorbereitung auf die höchsten Weihen der Kirchengläubigkeit erfahren die Anwärter (zu diesem Zeitpunkt alle langgediente Kirchenmänner), von der Mutter als dem allumfassenden Prinzip der Göttlichkeit, das hinter der konkreten Ausformung der vier Götter steht. Für die Laien und den Großteil der Priesterschaft aber ist die Anbetung der Muttergöttin verdammenswerte Ketzerei.

Um Zweifel nicht aufkommen zu lassen, welche Lehre nun die rechte sei, legte Asdis seinen Glauben in mehreren Schriften nieder und diese bilden bis heute den Kern der kirchlichen Lehren, ergänzt um verschiedene Dekrete späterer Kirchenfürsten. Zuletzt betonte er den zeremoniellen Charakter der Gottesdienste und schuf über Orden, Laienorganisationen und Chöre vielfältige Möglichkeiten, wie sich auch einfache Bürger für "ihre Kirche" engagieren konnten, um so die Verbindung zwischen Kirche und Gläubigen zu stärken.

Verhältnis der beiden Konfessionen

Das Verhältnis zwischen den beiden Konfessionen des Viergötterglaubens war beinahe von Anfang an von starken Spannungen geprägt. Die Altgläubigen nahmen die neue Spielart zuerst recht gelassen auf. Unterschiedliche Auslegungen waren bei ihnen sowieso an der Tagesordnung. Allenfalls war manchmal der Vorwurf von "Volksverdummung" zu hören. Die Kirchengläubigkeit aber betrieb von Anfang an eine recht aggressive Missionstätigkeit. Als es der Kirche dann gelang, die Kirchengläubigkeit zur Staatsreligion in Belida? erheben zu lassen, gab es kein Halten mehr. Altgläubige wurden von da ab massiv als Ketzter verfolgt, zur Konversion gezwungen oder sogar hingerichtet. Wo es den Belidern gelang, altgläubige Gebiete zu erobern, waren insbesondere die Priester starken Repressalien ausgesetzt. Die Priesterkollegien wurden aufgelöst. Solchermaßen unter Druck gesetzt, wandelte sich auch die Stimmung in der Altgläubigkeit und schlug in offenen Hass um. Allein in Perhenien und auf Alleroog leben beide Religionen friedlich Seite an Seite.

Organisation und Priesterschaft

Unter allen Viergöttergläubigen gilt, daß ein Priester jeweils einem bestimmten Gott geweiht ist, grundsätzlich aber alle Götter verehren soll.

  • Die Kirchengläubigkeit verfügt über eine engmaschige Hierarchie. Für jede Stufe ist genau festgelegt, welche Rechte sie hat und welche Voraussetzungen man erfüllen muß, um sie zu erreichen. Grundsätzlich können nur Männer zu Priestern geweiht werden, allerdings gibt es für Frauen die Möglichkeit, einem religiösen Orden beizutreten. An der Spitze der Viergötterkirche stehen die vier Kirchenfürsten, die in der Basilika in Sabessa residieren.
  • Bei den Thalwesc gibt es für jeden Gott sowie für die Muttergöttin ein Priesterkollegium, das seinen Sitz am wichtigsten Heiligtum der jeweiligen Gottheit hat. In diesen Kollegien findet die Ausbildung junger Priester statt. Die Kollegiatsäbte haben allein das Recht, neue Priester zu weihen. Nach der Priesterweihe übt das Kollegium aber keine weitere Kontrolle aus, insbesondere gibt es keine festgelegte Lehrmeinung. Jeder Priester ist frei, seinen eigenen Glauben zu predigen. Durch die Kollegien gibt es aber starke Gemeinsamkeiten, insbesondere, was die liturgischen Formen angeht.
  • Bei den Naskyrik fehlt selbst diese Ebene der Organisation. Jeder Priester bildet selbst einen oder mehrere Nachfolger aus. Wo es Gemeinsamkeiten in der Gestaltung der Opfer und Feiern gibt, so beruhen sie allein auf allgemeinen Traditionen und nicht auf einer festen Lehrmeinung.

Heilige

In allen Varianten des Viergötterglaubens gibt es Menschen, die als "Heilige" bezeichnet werden, jedoch gibt es starke Unterschiede, was dieses Wort bedeutet. Immer aber ist der oder die Heilige einem bestimmten Gott zugeordnet.

  • In der Kirchengläubigkeit deckt sich der Begriff in etwa mit dem des christlichen Heiligen. Ein Heiliger ist eine Person, die durch ihre vorbildliche Lebensführung von der Kirche heilig gesprochen wurde. Man glaubt, daß Heilige bei den Göttern residieren und dort für einen Bittsteller ein gutes Wort einlegen können. Nur Verstorbene können heilig gesprochen werden.
  • Bei den Thalwesc kann das Kollegium eines Gottes eine lebende Person zum Heiligen ernennen. Die Person erhält eine besondere Weihe und gilt danach als eine Art "Sonderbeauftragter" des Gottes. In der Regel erhalten Heilige einen speziellen Auftrag, wie die Vernichtung eines übermächtigen Feindes oder die Bekämpfung einer Hungersnot. Als Identifikationsobjekt für das Volk können sie große Veränderungen auslösen, haben aber keine festgeschriebenen Rechte oder Machtbefugnisse. Eine Verehrung nach dem Tode ist in dieser Sichtweise sinnlos, allerdings sind vergangene Heilige oft Gegenstand von Liedern und Legenden.
  • Bei den Naskyrik verwendet man den Begriff "Heiliger" für eine Person, die als Werkzeug einer Gottheit gilt. Man glaubt, daß die Götter manchmal einen Menschen auswählen, um bestimmte Dinge zu erreichen, und das Leben dieses Menschen dann stark beeinflussen. Eine solche Person kann nicht ernannt oder geweiht werden, man kann sie nur an ihrem Schicksal erkennen. Die meisten Heiligen bekommen diesen Titel vom Volksmund zugesprochen. Manche bezeichnen sich auch selbst so, allerdings ist das ein riskantes Unterfangen, da man so schnell zur Zielsscheibe des Spottes werden kann. Ein lebender Heiliger wird mit einer Mischung aus Respekt, Ehrfurcht und Mitleid bedacht, letzteres, weil er anders als andere Menschen als Gefangener seines Schicksals gilt. Nach dem Tod sind die Heiligen der Naskyrik wie bei den Thalwesc Gegenstand für Heldenerzählungen.
Letzte Änderung: December 25, 2014, at 10:06 PM