Ishia - Religion ================ Die Macht der Seelen - der Glaube der Ishia ------------------------------------------- Als scharfe Beobachter wissen die Ishia genau, daß körperliche Eigenschaften - allen voran das Aussehen einer Person - von den leiblichen Eltern vererbt werden. Doch woher ein Kind seine inneren Werte - Mut, Intelligenz, Durchhaltevermögen, Pflichtbewußtsein, um nur einige zu nennen - erhält, ist in ihren Augen nicht so einfach zu bestimmen. Doch wer das verstehen will, muß zuerst das begreifen lernen, was die Ishia "nijira" nennen, ein Wort, das sich nur ungenau mit Geist oder Seele übersetzen läßt. Nicht nur Menschen, auch Tiere und Pflanzen, auch Berge, Flüsse und Seen besitzen eine solche Seele. Dazu kommen noch die "großen Seelen": die Geister von Erde, Luft, Meer, Wind, Regen und all den anderen Mächten im Leben der Ishia. Denn anders als die meisten Völker kennen die Ishia keinen Gott, sondern nur Seelen - große und kleine. So wird eine Seele nicht von irgendeinem höheren Wessen geschenkt, nein, sie wächst vielmehr aus sich selbst heraus bei der Entstehung eines jeden neuen Wesens. Diese junge Seele ist noch leer, ohne Form und Eigenschaft, man möchte sagen farblos. Doch in den Tagen der Kindheit, richtet sie sich an den Seelen ihrer Umgebung aus, nimmt langsam deren Farbe an. Das Kind beginnt allmählich, eigene Charakterzüge zu entwickeln, doch sind diese weitgehend von den Menschen seines Umfelds bestimmt. Auf diese Weise ererbt ein adoptiertes Kind auch die inneren Werte seiner neuen Familie und nicht die seiner Blutsverwandten. Für die Ishia, denen der Charakter eines Menschen immer über sein Äußeres geht, wird es damit zu einem echten Kind seiner Adoptiveltern. Später dann, wenn der Mensch allmählich heranwächst, wird die Seele selbstständiger. Sie beginnt ihre Farbe zu behalten und läßt sich immer weniger von außen beeinflussen. Das ist auch der Grund, den die Ishia dafür anführen, warum Kinder nicht mehr adoptiert werden, die einmal ein bestimmtes Alter erreicht haben. Ihre Seele ist bereits so stark geprägt, daß sie niemals echte Mitglieder der neuen Familie werden könnten. Wie unabhängig von ihrer Umgebung eine Seele wird, ist dabei von Person zu Person verschieden. Manche reifen nie vollkommen aus und bleiben ihr Leben lang leicht zu beeinflussen, andere ändern sich kaum mehr, sind stolz, ja geradezu starrsinnig in ihrer Selbstbezogenheit. Eine Seele von solch starker Prägung ist aber eine zweischneidige Sache. Sie kann ihrem Stamm große Ehre bringen, doch kann sie ebenso leicht auch alle mit ihr ins Verderben ziehen. Die Kraft der Seele ------------------- Eine Seele wird aber nicht nur an ihrer Prägung gemessen, sondern auch an ihrer Kraft. Diese Kraft ist schwer in Worte zu fassen, fast möchte man sie mit dem Selbstbewußtsein eines Menschen gleichsetzen. Denn eine Seele gewinnt in dem Maße an Stärke, wie sie von anderen Seelen geachtet und respektiert wird. Vollbringt ein Mensch Taten, die ihn im Ansehen seiner Mitmenschen steigen läßt, so wird seine Seele umso stärker und diese Stärke ermöglicht es ihm, weitere herausragende Taten zu vollbringen. Anders als der Körper besteht die Seele nach dem Tod weiter. Nun kommt ihrer Kraft besondere Bedeutung zu. Schwindet eine Seele aus dem Gedächtnis der Lebenden, verliert sie deren Respekt, so wird sie immer schwächer bis sie sich eines Tages nicht mehr selbst erhalten kann. Dann wird sie sich eine andere, stärkere Seele suchen, um sich mit ihr zu verbinden und in ihr aufzugehen. Das Leben nach dem Tod bietet den Ishia also zwei Alternativen. Die meisten werden noch einige Zeit in der Welt bleiben und schließlich, in dem Maße, wie sie von der Nachwelt vergessen werden, vergehen. Die wenigen jedoch, die in ihrem Leben Taten vollbracht haben, die sie tief in der Erinnerung des Volkes eingegraben haben, werden noch lange Zeit nach dem Tod weiterbestehen, ja, sie werden mit den Jahren immer mächtiger werden, da andere Seelen in ihnen aufgehen. Die mächtigste all dieser menschlichen Seelen ist Tisha, der legendäre Stammvater aller Ishia. Auch nicht-menschliche Seelen verschmelzen miteinander, wenn ihrer nicht mehr gedacht wird. Das ist auch der Grund, warum die Geisterwelt der Ishia nicht von Milliarden Ameisenseelen bevölkert wird. Die Seelen der Verstorbenen leben nicht in einer eigenen Sphäre, vielmehr bewegen sie sich in genau der Welt, die sie auch schon zu Lebzeiten ihres Körpers durchstreift hatten. Als Wesen ohne Substanz sind sie dabei keiner Beschränkung unterworfen. Sie können fliegen wie ein Falke, und selbst Erde und Stein bieten ihnen kein Hindernis. Solange die Seele jedoch noch einem Körper innewohnt, ist sie an diesen gebunden. Nur im Traum oder nach der Einnahme gewisser Drogen kann sie sich frei bewegen. Jede Seele, ganz besonders aber die starke, kann ihre Kraft einsetzen wie es ihr beliebt. Sie kann sie anderen Seelen leihen, um ihr in einer schwierigen Situation zu helfen. Sie kann sie aber auch verwenden, um sich anderen in den Weg zu stellen. Wiederum sind es die Seelen der Toten, die hierbei über größere Freiheit verfügen, denn die der Lebenden müssen immer einen großen Teil ihrer Kraft für sich selbst zurückhalten, wollen sie nicht den Tod ihres Körpers riskieren. Verwandtschaft unter Seelen --------------------------- Bevor ich in meinen Erklärungen fortschreiten kann, muß ich nun kurz zur Verbindung einer Seele mit den ihr nahestehenden zurückkehren. Vollbringt ein Mensch eine achtunggebietende Tat, so gewinnen auch seine Freunde und Verwandten an Respekt. Die Älteren, weil sie es waren, die diese vortreffliche Seele geformt haben, die Jüngeren, weil sie sich selbst nach derem Vorbild geprägt haben. Doch andersherum hat auch die schlechte Tat eines Einzelnen Auswirkungen auf alle, die mit ihm verbunden sind. Seine schlechten Eigenschaften können ja nur ein Abbild der ihren sein. Hat eine Person erst einmal einen schlechten Ruf, so wird sie kaum jemals Freunde finden und auch eine Hochzeit wird sich dann nur selten ergeben. Zu groß ist die Angst der anderen, ihre eigene Seele durch diese Person zu "verschmutzen". Deswegen wird jede Seele versuchen, den ihr Nahestehenden, vor allem ihren engsten Verwandten beizustehen, um einen Verlust an Respekt zu vermeiden. Insbesondere gilt dies für die Seelen der Verstorbenen. Zum einen haben sie mehr Möglichkeiten, den Lebenden zu Hilfe zu kommen, zum zweiten sind sie nicht nur darauf angewiesen, daß ihren Nachkommen Achtung erwiesen wird, sondern vor allem auch darauf, daß es überhaupt Nachkommen gibt. Denn das Andenken eines Toten wird zuerst und vor allem von seiner Familie gepflegt und die Kenntnis der eigenen Abstammung ist von immenser Bedeutung. So gibt es wohl keinen erwachsenen Ishia, der seine Abstammung nicht bis zu Tisha, dem Stammesgründer, zurückverfolgen kann, wenn auch sicher nicht alle Namen in allen Generationen bekannt sind. Beeinflussung von Seelen ------------------------ Am leichtesten kann man sich die Seelen seiner Vorfahren gewogen machen, indem man selbst großen Respekt erlangt. In Abwesenheit einer passenden Gelegenheit dazu, kann man auch bestimmte Opfer bringen. Am häufigsten ist noch das Blutopfer, bei dem sich die entsprechende Person manchmal nicht geringe Schmerzen zufügt. Doch die Achtung, die dem solchermaßen Opfernden entgegengebracht wird, schlägt bald in Mißbilligung um, wenn er sich damit selbst ernsthaft beeinträchtigt oder gar verstümmelt. Eine solche Tat wäre in den Augen der Ishia und ihrer Ahnen keine Heldentat, sondern schlichtweg Dummheit. Prinzipiell kann sich jeder Ishia an jede Seele wenden, ob lebendig oder tot, ob menschlich oder nicht. Tatsächlich wird er aber fast immer einen Verwandten wählen, wenn er einmal nicht weiter weiß. Denn die Ishia glauben, daß nicht nur Menschen, sondern auch Seelen letztendlich nur aus Eigennutz handeln. Einem in Not geratenen Verwandten zu helfen, mag noch mit Vorteilen verbunden sein, die den Kraftaufwand rechtfertigen, einem Fremden zu helfen dagegen nicht. Je enger die Bande zwischen dem Bittsteller und dem Gebetenen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, daß dieser sich herabläßt einzuschreiten. Eine der "großen Seelen" wird dagegen kaum jemals einem einfachen Sterblichen zu Hilfe kommen. Hier kommen nun die Schamanen ins Spiel. Sie haben von ihrem Lehrer die Kunst erlernt, auch die Seelen zu überreden, zu bestechen oder zur Mitarbeit zu zwingen, die keinen eigenen Nutzen daraus ziehen. Doch ihre Stellung ist nicht unumstritten. Gibt es auch kaum einen Zweifel an ihrer Unverzichtbarkeit, wenn es darum geht, mit den "großen Seelen" zu kommunizieren, so gibt es doch viele, die meinen, die einfache Bitte eines Menschen an seinen Vorfahr wirke allemal mehr als der Zauber eines Schamanen. Alle Ishia schließlich teilen die Ansicht, daß jede Handlung, mit der man sich selbst aus seinen Schwierigkeiten hilft, die Seelen hundertmal mehr erfreut als jede Bitte, jedes Flehen. Abschließend läßt sich sagen, daß dieser Glaube an die Seelen und ihre Macht geradezu perfekt an das Leben der Ishia angepasst erscheint. Nicht nur, daß er Heldentum im Kampf und bei der Jagd belohnt, er spendet auch Trost in einem Leben, das allerorten und allerzeit vom Tod bedroht ist. Denn die Zeit, die eine Seele nach dem Tod weiterlebt, hängt allein von ihrer Stärke und damit von ihren Taten zu Lebzeiten ab, nicht aber von der Zeit, die sie in einem Körper verbracht hat. Für die Ishia ist es allemal besser, jung einen Heldentod zu sterben, als ein langes, aber unbedeutendes Leben zu führen. Und schließlich ist es wohl kein Zufall, daß ein Volk, das dermaßen Wert auf Achtung und Respekt legt, eine solche Vielzahl von stolzen, ja hochmütigen Kriegern hervorgebracht hat. %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% Schamanen ------------------------------------------------- Die Schamanen stehen außerhalb der Unterteilung in Jäger und Sammler. Die wenigsten von ihnen sind verheiratet und oft findet man unter ihnen Menschen, denen die strengen Gesetze der Ishia ansonsten ein Überleben verweigert hätten, wie zum Beispiel Blinde und Lahme. Die erste Tat eines Schamanen, dessen Meister gerade gestorben ist, ist es, sich einen Nachfolger zu suchen. Auf diese Weise soll verhindert werden, daß der Stamm jemals ohne Schamane ist. Meistens wird ein Kind als Nachfolger ausgewählt, das dann langsam in seine neue Aufgabe hineinwächst. In seltenen Fällen kommt es aber auch vor, daß ein jungener Erwachsener von sich aus darum bittet, in die Geheimnisse des Schamanen eingeweiht zu werden. Wenn der Wunsch echt und ernsthaft ist, wird ihm in der Regel stattgegeben. In ihrer Ausbildung lernen die Schamanen in Gesängen und Tänzen mit den Seelen zu sprechen und sie dazu zu bringen, den Menschen beizustehen. Sie beten zu den Seelen der Tiere um Jagdglück, zu den Seelen von Wind und Regen und Schnee um freundliches Wetter, zu den Seelen der Erde und der Pflanzen um eine reiche Ernte. Um diese Aufgaben erfüllen zu können, wissen sie Tränke zuzubereiten, die die Seele für einige Zeit von ihrem Körper befreien. Erst dann, wenn sie nicht mehr von den irdischen Nöten des Körpers abgelenkt ist, kann sie sich frei bewegen. Bestimmte Meditations- und Konzentrationsübungen dienen dem gleichen Zweck. Schließlich spielen die Schamanen auch eine wichtige Rolle bei der Heilung Kranker. Obwohl den Ishia vielfältige Arzneien bekannt sind - die meisten von ihnen pflanzlicher Natur - stehen sie vielen Krankheiten doch hilflos gegenüber. In so einem Fall kann der Schamane Kraft von einem Verwandten an den Kranken selbst übertragen und ihm so in der Genesung helfen. Sänger - die Träger der Geheimnisse ----------------------------------- Doch die Schamanen sind nicht die einzigen Menschen eines Stammes, die geheimes Wissen bewahren. Zusätzlich von ihnen gibt es gewisse Männer und Frauen, die zusammen "die Sänger" genannt werden, von denen aber jeder einen eigenen Titel trägt. Neben ihren normalen Tätigkeiten als Jäger oder Sammler bewahren sie das Wissen der Generationen in Form von bestimmten Liedern auf. Diese Lieder bewahren vor allem solches Wissen, das nicht ständig sondern nur von Zeit zu Zeit benötigt wird, manchmal sogar über mehrere Generationen gar nicht. Dabei ist jeder der Sänger für ein bestimmtes Gebiet zuständig: die Jagd, Heilpflanzen, Geburtshilfe, Nährpflanzen, sowie das Wissen um die Abfolge der Jahre und die Ereignisse des Himmels. Fühlt einer der Sänger seinen Tod herannahen, so sucht er sich einen Nachfolger. Trifft ihn der Tod dagegen unvorbereitet und ohne Nachfolger, so ist der Stamm gezwungen, einen der ihren zu einem benachbarten Stamm zu schicken, um dort das Lied zu lernen. Für diese Hilfeleistung muß ein hoer Preis, meist in Pferden oder Fellen, bezahlt werden. Wann immer sich zwei Sänger des gleichen Liedes begegnen, tauschen sie ihre Gesänge aus. Zwischen ihnen gibt es niemals Feindschaft, egal wie verfeindet ihre Stämme sind. Beim großen Mittsommerfest aller Stämme kommen schließlich alle neun Sänger eines Liedes zusammen. Auf diese Weise wird sichergestellt, daß kein Stamm Wissen für sich behält, das mit dem Tod seines Trägers verlorengehen könnte. %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% Zeremonien im Leben eines Ishia ------------------------------- Mehrere Zeremonien begleiten das Leben eines Ishia: die Vorstellung kurz nach der Geburt, die Namensgebung zwischen dem fünften und dem vierzehnten Sommer, die Aufnahme in den Kreis der Erwachsenen und schließlich die Beerdigung. Die Vorstellung: In den ersten Tagen nach der Geburt wird das Kind dem Stamm präsentiert. Die Eltern bringen den nackten Säugling in der Kreis der versammelten Stammesmitglieder. Vor allen verkünden sie den Namen, den sie für das Kind gewählt haben. Daraufhin bittet der Schamane alle Seelen darum, dieses Kind unter ihren besonderen Schutz zu nehmen. Dabei zeichnet er dem Kind mit Ruß einen Kreis mit Punkt darin auf die Stirn, als Sinnbild für all die Seelen, die sich schützend um das Kind stellen. Zuletzt wird das Kind in einen weichen Pelz gehüllt und seinen Eltern zurückgegeben. Damit ist der zeremonielle Teil vorüber. Alle drängen sich nun um die Eltern, um ihnen zur Geburt des Kindes zu gratulieren und dem Kind Glück zu wünschen. Der Tag wird mit einem großen Fest, mit Singen und Tanzen, beschlossen und wenn es die Vorräte zulassen auch mit einem reichen Mahl. Die Namensgebung: Beim ersten Mittsommerfest nach Erreichen seines fünften Sommers, das heißt im Alter zwischen fünf und vierzehn Jahren, nimmt das Kind an der Namensgebungszeremonie teil. Die Schamanen aller Stämme kommen dazu zusammen. Sie beobachten die Kinder und beraten sich ausgiebig. Schließlich werden dide Kinder einzeln in das Zelt der Schamanen gerufen. Durch Meditation und Trance nehmen diese dann Kontakt mit der Seele des Kindes auf, um zu ergründen, ob sie mit dem bisherigen Namen zufrieden ist, und gegebenenfalls einen geeigneten Namen zu finden. Schließlich wird die Namensgebung, der Bund zwischen der Seele und ihrem Körper, durch eine Tätowierung besiegelt. In dieser Zeichnung können Außenstehende oft nur ein seltsames Ornament erkennen. Nur den Schamanen erschließt sich die Bedeutung der Linien. Für den jungen Menschen selbst aber wird dieses Zeichen für immer seinen Namen und damit seine Person symbolisieren - auch wenn er seine Bedeutung nicht kennt. Zum Abschluß des Sommerfestes werden schließlich alle Kinder in einem großen Fest den versammelten Angehörigen der neun Stämme mit ihren Namen vorgestellt. Initiation: Im Herbst ihres vierzehnten Jahres werden die Heranwachsenden feierlich in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen. Bei der herbstlichen Ernte von Nüssen oder Samen werden die jungen Leute von allen Mitgliedern geprüft. Diese Prüfungen sind allerdings nicht festgelegt, sondern einem jeden Erwachsenen steht es frei, einen oder mehrere Jugendliche abzufragen oder ihnen eine Aufgabe zu erteilen. In dieser Zeit verbringen die jungen Leute die Nacht nicht im Lager, sondern sammeln sich etwas außerhalb. Dort werden ihnen von Erwachsenen bestimmte Geschichten erzählt, die meist einen moralischen oder philosophischen Hintergrund haben und noch einmal die wichtigsten Lehren der Ishia zusammenfassen. Zusätzlich werden die jungen Männer von älteren Frauen aus ihrer Verwandschaft in die Geheimnisse des Lebens zwischen Mann und Frau eingeführt, während andere Frauen den jungen Mädchen Ratschläge erteilen. Auf diese Weise sollen die jungen Männer lernen, ihre Ungeduld zu bezähmen und die Wünsche der Mädchen zu respektieren. Am Vorabend der Tagundnachtgleiche dann bleiben die jungen Leute unter sich in ihrem Lager. Mit Singen und Tanzen versuchen sie sich die Zeit zu vertreiben, doch die Anspannung ist groß. Auch den nächsten Tag bleiben sie allein, denn in dieser Zeit beraten sich die Erwachsenen, ob die Jugendlichen wirklich reif für das Erwachsenenleben sind. Mit Sonnenuntergang kommen die Heranwachsenden ins Lager. Ein letztes Mal tragen sie das Zeichen des Kreis mit dem Punkt, das sie für die Zeit ihrer Kindheit unter den Schutz der Geister gestellt hatte. Dann senkt sich Schweigen über das Lager, während der Schamane langsam von einem zum anderen schreitet, in der einen Hand ein Messer, in der anderen einen feuchten Lappen. Mit diesem wischt er das aufgemalte Zeichen von der Stirn des Kandidaten, der damit zu den Erwachsenen gehört. Mit dem Messer könnte er theoretisch einen unwürdigen Kandidaten töten, doch ist dies schon sehr lange Zeit nicht mehr vorgekommen. Ist der letzte Jugendliche aufgenommen, bricht plötzlich ein unbändiger Jubel los, und dann beginnt ein rauschendes Fest. Als letztes Geschenk ihrer Eltern oder Verwandten erhalten die jungen Erwachsenen besonders schön gefertigte Kleidung, danach wird gesungen, getanzt und gegessen - oft bis zum Morgengrauen. Beerdigung Beerdigung mit allen persönlichen Gegenständen, außer Schwertern Haare geöffnet, in beste Kleidung gehüllt, Mittags an besonderen Ort gebracht, bis zum Abend Trauergesänge und Wehklagen, bei Sonnenuntergang wird ein Feuer zu Kopf und Füßen entfacht, danach ziehen sich die Trauernden zurück. Einige Männer halten in einiger Entfernung Wache, Feuer werden bis zum Morgengrauen in Gang gehalten, bei Sonnenaufgang gelöscht und das Grab verlassen. Aufnahme als Krieger: Nimmt eine Person den Kriegerstatus an, durchläuft sie das vollständige Bestattungsritual. Für den Stamm gilt sie von diesem Moment an als "tot". Für die Jungen fällt dieses Ritual mit der Initiation in das Erwachsenenleben zusammen. Bei Frauen kann es auch noch später vorkommen. Stirbt ein Krieger gilt das Ritual bereits als vollzogen. Der Leichnam wird nur "entsorgt", wenn er sich zu nahe an einem Lagerplatz befindet. Auf Jagd- oder Kriegszügen wird er einfach liegengelassen. Wechsel des Standes einer Frau Wechselt eine Jägerin zu den Sammlerinnen, wird sie erneut in den Kreis der Lebenden aufgenommen. Die Rituale sind dabei die gleichen wie bei der Geburt eines Kindes. Nur eine Frau mit Kind ist an das Leben als Sammler gebunden, solange sie niemanden findet, der ihre Mutterrolle übernimmt. Junge Krieger müssen einen Eid leisten, in dem sie förmlich versprechen, den Stamm gegen alle Gefahren zu schützen, auch gegen ihre eigenen Interessen.